Ich würde nicht mal im Traum
daran denken, mich selbst als „perfekt“ zu bezeichnen. Ich habe so viele
Macken, durch die ich weit von diesem Begriff entfernt bin. Meiner Meinung nach
ist perfekt ein irreales Wort, das in keinerlei Ausprägung existiert. Was ist
perfekt? Wer ist perfekt? Das einzige, was perfekt ist, ist das Wort selbst.
Nichts und niemand ist perfekt und das sollte man sich so früh wie möglich
klarmachen und eingestehen. Aber wenn das angeblich so viele Menschen wissen,
warum gibt es dann so viele Perfektionisten auf dieser Welt?
Ich war selbst mal so eine
und ich bin froh, dass ich es nicht mehr bin. Es hat mir nichts als Kummer
gebracht. Als Perfektionist hat man ständig das Gefühl, nicht gut genug zu
sein. Man muss immer besser sein, denn man hat dieses unrealistische Bild von
Perfektion im Kopf, das man niemals erreichen kann, weil es nicht in der
Realität umsetzbar ist. Egal was man macht, es wird nie reichen. Perfektionismus
ist Gift für das Selbstbewusstsein. Dadurch, dass man sich unbewusst selbst
immer kleiner macht, als man eigentlich ist, schrumpft der Glaube an sich
selbst auf dieselbe Größe. Man kann auch keine Komplimente mehr angemessen
auffassen. Man denkt immer: „ja klar“ oder „die wollen doch nur nett sein!“ und
kann sich gar nicht mehr über nette Worte von anderen Menschen freuen.

Aber ich denke das ist kein
Wunder. Wenn man in der Zeit seines Lebens, die wohl die größte Ungewissheit und
Unsicherheit mit sich bringt, von Gleichaltrigen eingetrichtert bekommt, dass
irgendetwas nicht stimme mit einem. Dass man auf irgendeine Weise nicht gut genug sei. Natürlich glaubt
man das. Und man schaut sich die anderen an und wünscht sich, so zu sein wie
sie. Man wünscht sich einen anderen Körper, ein anderes Aussehen, ein anderes
Leben. Man wünscht sich, perfekt zu sein. Dass man diese Wünsche niemals
erfüllen kann, weiß man in dem Alter noch nicht. Aber man wird es früh genug zu
spüren bekommen.

Hätte ich damals so gedacht wie
jetzt, dann hätte ich drüber gestanden und mich kaputt gelacht. Denn wer sind
diese Menschen? Zu meinen besten Freunden haben sie nie gehört. Also waren sie mir
nicht wichtig. Warum also sollte deren Meinung dann mein Leben beeinflussen? Es
gibt keinen Grund. Der beste Tipp: darüber hinwegkommen, sich nichts darauf
einbilden. Und am besten noch drüber lachen. Manche können das früher, andere
erst später. Ich war schon immer ein Mensch, der sich alles sehr zu Herzen genommen hat, deswegen habe ich das erst spät gelernt. Aber bekanntlich ist ja spät
besser als nie!
Wenn man für andere Leute
perfekt sein will, statt für sich selbst, dann kann das ohnehin nicht der richtige
Weg sein. Man sollte Entscheidungen über sein Aussehen und seine Persönlichkeit
immer für sich selbst treffen und nie für andere. Schon gar nicht, wenn es
Menschen sind, auf die man gut verzichten kann. Ein Perfektionist wird meiner
Meinung nach nur durch die Gesellschaft geboren. Er würde nicht von allein und
ohne Einfluss anderer darauf kommen, perfekt
sein zu wollen. Ein Perfektionist wird niemals zufrieden sein mit sich, und
er wird im schlimmsten Fall auch niemals mit anderen Menschen zufrieden sein. Er
kann sich selbst (und andere) nicht so akzeptieren wie sie sind. Er wird immer
etwas auszusetzen haben. Und wer mag schon Menschen, die sich am laufenden Band
nur am beschweren und am rumnörgeln sind? Ich jedenfalls nicht.
Ich finde, dass die
Gesellschaft Schuld daran ist und die Lage wird sich in Zukunft weiter
verschärfen. Das Streben nach sozialer Anerkennung hat auf Facebook Fuß
gefasst. Die Anzahl der Likes unter dem neusten Profilbild entscheidet darüber,
wie hübsch oder beliebt jemand ist und die Jugendlichen von heute messen anhand
dessen ihr Selbstwertgefühl. Ist das nicht traurig? Ich finde schon. Ich warte
nur auf den Tag, an dem der Dislike-Button eingeführt wird und das Mobbing erst
so richtig losgeht. Ich bin wahnsinnig froh, nicht mehr Teil dieses Wahnsinns
zu sein. Durch Photoshop wird das Ganze noch zusätzlich schlimmer finde ich. Jedes
zweite Bild auf Facebook ist bearbeitet und jeder kennt einen, der einen kennt,
der einem Photoshop kostenlos besorgen kann. Und so nimmt das Drama seinen
Lauf. Alles wird bearbeitet und in den schlimmsten Fällen so, dass man die
Person auf der Straße nicht wieder erkennen würde. Versteht mich nicht falsch, ich nutze selbst Photoshop, aber ich bin ein Feind exzessiver Bildbearbeitung, die die Grenzen des in der Realität Möglichen überschreitet! Da kenne ich auch einige
Kandidatinnen: Nase kleiner machen, Gesicht schmaler machen, den ganzen Körper
dünner machen usw. Wenn man selbst jahrelange Erfahrung mit Photoshop hat,
entwickelt man irgendwann einen Blick dafür, was „echt“ ist und was nicht. Und
für die anderen unter uns, die kein Photoshop haben oder sich nicht gut damit
auskennen und vielleicht nicht direkt sehen, dass Fotos bearbeitet sind, ist
das sicherlich nicht angenehm. Plötzlich ist jeder so hübsch und so dünn und so
„perfekt“ und dabei ist nichts davon echt. Alles nur Show.
Aber wozu die ganze Show? Meine Theorie: Je „perfekter“ das Profilbild, desto mehr
Likes, desto mehr soziale Anerkennung, desto mehr Bestätigung. Soziale
Anerkennung ist eine sehr ansteckende Krankheit des 21. Jahrhunderts. Hat es
dich einmal erwischt, so ist an Heilung fast nicht mehr zu denken. Das einzige
Gegenmittel ist wohl, sich damit auseinander zu setzen, das ganze aus einer anderen
Perspektive zu betrachten und sich zu fragen, was man davon hat, anderen eine
Scheinrealität vorzugaukeln, die nur auf Facebook besteht. Mein Tipp: Meldet
euch ab! Zu diesem Thema werde ich aber noch einen extra Post verfassen. Viele
werden an dieser Stelle denken, dass es paradox ist, dass ich auf einem eigenen
Internetblog einen Post gegen soziale Anerkennung im Internet verfasse. Wenn
ihr mehr darüber erfahren wollt, dann verfolgt meinen Blog weiterhin. Es wird demnächst auch darüber noch ein ausführlicher Post erscheinen.
Mein Schlusswort: Hört auf,
nach Perfektionismus zu streben! Versucht die beste echte Version eurer Selbst
zu sein und niemand anderes. Nur wer sich selbst so akzeptiert wie er ist, kann
mit sich zufrieden und glücklich sein.
Ich trage: Hut - H&M, Kleid + Gürtel - Forever21, Strumpfhose - H&M, Schuhe - Zara.
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