Mittwoch, 5. November 2014

Warum kein Facebook, aber dann einen Blog?

Die Sache ist die: Facebook ist aus dem heutigen Leben nicht mehr wegzudenken. So vieles läuft über Facebook. Man kann sich zu vielen Internetseiten über den eigenen Facebook-Account anmelden, alle Freunde haben Facebook und es gibt wichtige Gruppen, z.B. für die Uni oder den Job. Zudem kann man eigene Seiten erstellen und dadurch Werbung für sich selbst machen. Das sind einige Punkte, die eindeutig für Facebook sprechen.
Ich habe mich allerdings vor einiger Zeit dagegen entschieden. 10 Monate lebe ich nun bereits ohne das blaue F. Und ich habe tatsächlich überlebt! Kaum zu glauben, aber wahr: ein Leben ohne Facebook ist möglich. Ich habe bereits seit über einem Jahr darüber nachgedacht, mich abzumelden. Einige meiner Freunde und mein Freund haben den Anfang gemacht. Und plötzlich waren die Leute, die einen Facebook-Account hatten in unserem Freundeskreis in der Unterzahl. Ich habe viel und lange hin und her überlegt, ob ich mich abmelden soll, wann ich das tun soll und ob es die richtige Entscheidung war oder ob ich sogar zurückkehren soll und mir ein neues Konto einrichten soll oder mein altes reaktivieren.
Das ist der unbewusst Einfluss, den Facebook ausübt. Eine der schlimmsten Zeiten war eindeutig letztes Jahr im Sommer, als ich für eine Klausur lernen sollte und den ganzen Tag nichts anderes mehr gemacht habe als Candy Crush zu spielen. Da habe ich gemerkt, dass das nicht das Richtige sein kann und dass ich nicht so manipuliert werden möchte.
Ich persönlich hatte viel zu viel Zeit auf Facebook verbracht und den Großteil dieser Zeit habe ich mich geärgert. Geärgert über das, was ich dort gelesen habe, über die Leute, mit denen ich befreundet war und dadurch war ich generell sehr viel genervter in meinem Alltag. Gibt man bei Google ein: „Facebook macht“, entsprechen meiner Meinung nach alle erscheinenden Suchbegriffe der Wahrheit. Manche mehr, andere weniger. Und einem solchen Einfluss wollte ich mich nicht weiterhin unterwerfen, da ich gemerkt habe, dass es mir mehr Schlechtes als Gutes bringt.

Ich habe bereits mit vielen Menschen über Facebook geredet. Alle wollten wissen, warum ich mich abgemeldet habe. Allen habe ich dasselbe gesagt: weil ich nur noch genervt war und mit den meisten „Freunden“ gar nicht befreundet sein wollte. Weil ich nicht über Google mit meinem Namen gefunden werden möchte und in meinem späteren Beruf nicht für andere über Facebook zu finden sein möchte. Das Lustige ist, dass jeder Einzelne mir zugestimmt hat. Jeder meinte, dass ihn Facebook genauso nervt usw. Aber abmelden würden sie sich nicht.
Natürlich kann jeder machen, was er will und Facebook seine Daten und Bilder, Handynummer und Standort preisgeben. Das ist jedem selbst überlassen. Ich habe für mich allerdings einen besseren Weg gefunden. Ich weiß, dass vieles, was sich im Internet abspielt, „gefährlich“ sein kann usw. Aber mir persönlich war es wichtig, keine Google-Spuren mit meinem richtigen Namen zu hinterlassen.
Mit meinen Freunden kann ich problemlos über Whatsapp kommunizieren – ja, auch wenn es da Verbindungen zu Facebook gibt usw. Aber damit bin ich trotzdem nicht mit meinen persönlichen Daten auf Google zu finden. Am liebsten rede ich aber mit Freunden persönlich statt  über das Internet. Etwas mit echten Menschen zu unternehmen wird heutzutage leider immer seltener.
Das Kontroverse ist wohl, dass ich einen Internetblog schreibe. Das ist mir durchaus bewusst. Hier habe ich aber nirgendwo meinen Namen, mein Geburtsdatum oder meine Handynummer angegeben. Auch nicht meinen Wohnort oder Standort oder Ähnliches. Das macht für mich einen großen Unterschied. Zudem muss ich mir hier nicht täglich 100 sinnlose Posts durchlesen, die andere „Freunde“ posten und ich muss mich nicht dabei ärgern.
Ich bin nur noch auf Seiten angemeldet, auf denen man sich nicht mit anderen befreundet, sondern ihnen folgt. Deswegen Instagram, deswegen Lookbook und deswegen Bloglovin. Hier kann ich den Personen folgen, die ich wirklich mag und die mich interessieren. Hier gibt es keine nervigen Posts und Updates über den Gang zur Toilette. Hier sehe ich den Inhalt, den ich mir selbst ausgesucht habe. Und das ist für mich etwas angenehmes, was meinen Alltag bereichert.
Zudem finde ich, dass es in Facebook sehr um Konkurrenz geht. Neid und Eifersucht sind hier ganz große Schlagwörter. Jeder möchte die meisten Likes unter seinem neuesten Profilbild haben und wenn die beste Freundin plötzlich mehr Likes bekommen hat, muss man direkt eifersüchtig sein (zumindest meinen das manche). Es geht in Facebook sehr um soziale Anerkennung. Jeder möchte am schönsten und am beliebtesten sein und 300 Likes unter seinen Bildern haben. Aber ihr scheint vergessen zu haben, dass es auf Facebook auch Grenzen gibt! Mehr als 5000 Freunde könnt ihr nicht adden. Irgendwann ist die Obergrenze also erreicht.
Abgesehen davon weiß ich von vielen Leuten, dass sie Facebook aus Gründen des Stalkens haben. Jeder wird zum Stalker und verbringt viel Zeit damit, Informationen über andere herauszufinden. Man schaut sich begeistert die gephotoshoppten Bilder von irgendwelchen arroganten Ziegen an, um anschließend mit der Läster-Schwester darüber herziehen zu können. Na das ist mal eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung. Das spare ich mir lieber.
Ich habe meinen Blog NICHT aus Gründen der sozialen Anerkennung eingerichtet. Ich habe diesen Blog gegründet, weil ich das bereits machen wollte seit ich 16 bin, aber mich vorher nie getraut habe. Ich wusste nie genau worüber ich schreiben sollte und war immer zu unsicher, weil ich Angst hatte, was andere Leute über mich denken würden. Ob sie über mich lästern und sich lustig machen würden. Heute ist mir das egal, deswegen habe ich diesen Schritt nun gewagt. Mit 16 war ich bereits begeisterte Myspace-Nutzerin, habe mir HTML selbst angeeignet und mit Freude und Begeisterung ein eigenes Design für meine Seite kreiert. Das war im Grunde die Vorstufe eines eigenen Blogs. Leider war Myspace aber nach ein paar Jahren „out“, dank Facebook.
Meinen Blog habe ich deswegen eingerichtet, weil ich meine Meinungen und Stories mit der Welt teilen möchte. So etwas würde ich niemals auf Facebook tun. Ich liebe es, mit Bildern Geschichten zu erzählen und mein Innenleben auszudrücken. Ich bin mir durchaus bewusst, dass ich mich dadurch angreifbar mache – das WILL ich sogar! Früher habe ich es um jeden Preis gemieden, mich angreifbar zu machen. Heute will ich niemandem mehr eine Illusion eines perfekten Mädchens ohne Ecken und Kanten oder irgendwelche Macken und Schwächen vorspielen. Ich will, dass ihr alle seht, dass ich nicht perfekt bin, dass ich oft anecke im Leben und viele Macken habe, die mich in einem weniger guten Licht dastehen lassen. Und warum sollte das jemand ernsthaft wollen? Weil ich das hier wie gesagt nicht aus Gründen der Anerkennung mache. Ich bin genau die Person, die ihr auf meinen Fotos seht und in meinem Kopf tummeln sich genau die Gedanken, die ihr in meinen Texten lest. Das bin 100% ich – in meiner gesamten Unvollkommenheit, ohne irgendjemandem etwas vorzuspielen. Alle Fehler und Macken und eigenartige Gedanken, die ich habe, gehören zu mir. Ich bin froh damit, weil mich das ausmacht und von irgendwelchen seelenlosen „perfekten Puppen“ unterscheidet, die im Internet nur das Beste von sich preisgeben, nur ihre Schokoladenseite zeigen und jeden Tag neuen Syber-Müll produzieren – nur um etwas gesagt zu haben.
Mein Blog soll zum Nachdenken anregen. Er hinterfragt Dinge, die viele einfach hinnehmen, ohne sie kritisch zu betrachten. Ich möchte euch Freude machen an dem, was mir Freude macht und euch etwas zeigen, was ihr zuvor vielleicht noch nicht entdeckt habt. Ich möchte euch die schönen Seiten des Lebens zeigen, auch wenn es ab und an „nur“ um Mode oder Make-Up geht. Aber das sind Dinge, die mir auch Spaß machen und durch die ich mein Innerstes nach außen hin tragen kann. Diese Dinge lenken mich auch mal vom ganzen Ernst des Lebens ab.
Dieser Post soll euch zeigen, dass es sich ohne Facebook tatsächlich besser lebt. Ich war selbst jahrelanger aktiver Nutzer und nach meiner Abmeldung hat mein Selbstbewusstsein einen unerwarteten Anstieg erlebt. Ich habe nicht mehr das Gefühl, mich beweisen zu müssen vor anderen und aufpassen zu müssen, was ich sage. Nicht jeder, den ich kenne,  wird es automatisch lesen, sondern nur die Menschen, die es sich selbst ausgesucht haben und bei denen gehe ich davon aus, dass sie es gerne lesen. Für mich ist es sehr befreiend ohne Facebook zu leben – vielleicht kann der ein oder andere das bestätigen.
 

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