Die Sache ist die: Facebook ist
aus dem heutigen Leben nicht mehr wegzudenken. So vieles läuft über Facebook.
Man kann sich zu vielen Internetseiten über den eigenen Facebook-Account
anmelden, alle Freunde haben Facebook und es gibt wichtige Gruppen, z.B. für
die Uni oder den Job. Zudem kann man eigene Seiten erstellen und dadurch
Werbung für sich selbst machen. Das sind einige Punkte, die eindeutig für
Facebook sprechen.
Ich habe mich allerdings vor
einiger Zeit dagegen entschieden. 10 Monate lebe ich nun bereits ohne das blaue
F. Und ich habe tatsächlich überlebt! Kaum zu glauben, aber wahr: ein Leben
ohne Facebook ist möglich. Ich habe bereits seit über einem Jahr darüber
nachgedacht, mich abzumelden. Einige meiner Freunde und mein Freund haben den
Anfang gemacht. Und plötzlich waren die Leute, die einen Facebook-Account
hatten in unserem Freundeskreis in der Unterzahl. Ich habe viel und lange hin
und her überlegt, ob ich mich abmelden soll, wann ich das tun soll und ob es
die richtige Entscheidung war oder ob ich sogar zurückkehren soll und mir ein
neues Konto einrichten soll oder mein altes reaktivieren.

Das ist der unbewusst Einfluss,
den Facebook ausübt. Eine der schlimmsten Zeiten war eindeutig letztes Jahr im Sommer,
als ich für eine Klausur lernen sollte und den ganzen Tag nichts anderes mehr
gemacht habe als Candy Crush zu spielen. Da habe ich gemerkt, dass das nicht
das Richtige sein kann und dass ich nicht so manipuliert werden möchte.
Ich persönlich hatte viel zu viel
Zeit auf Facebook verbracht und den Großteil dieser Zeit habe ich mich
geärgert. Geärgert über das, was ich dort gelesen habe, über die Leute, mit
denen ich befreundet war und dadurch war ich generell sehr viel genervter in
meinem Alltag. Gibt man bei Google ein: „Facebook macht“, entsprechen meiner
Meinung nach alle erscheinenden Suchbegriffe der Wahrheit. Manche mehr, andere
weniger. Und einem solchen Einfluss wollte ich mich nicht weiterhin
unterwerfen, da ich gemerkt habe, dass es mir mehr Schlechtes als Gutes bringt.

Ich habe bereits mit vielen
Menschen über Facebook geredet. Alle wollten wissen, warum ich mich abgemeldet
habe. Allen habe ich dasselbe gesagt: weil ich nur noch genervt war und mit den
meisten „Freunden“ gar nicht befreundet sein wollte. Weil ich nicht über Google
mit meinem Namen gefunden werden möchte und in meinem späteren Beruf nicht für
andere über Facebook zu finden sein möchte. Das Lustige ist, dass jeder Einzelne
mir zugestimmt hat. Jeder meinte, dass ihn Facebook genauso nervt usw. Aber
abmelden würden sie sich nicht.
Natürlich kann jeder machen, was
er will und Facebook seine Daten und Bilder, Handynummer und Standort
preisgeben.
Das ist jedem selbst überlassen. Ich habe für mich allerdings einen besseren
Weg gefunden. Ich weiß, dass vieles, was sich im Internet abspielt,
„gefährlich“ sein kann usw. Aber mir persönlich war es wichtig, keine
Google-Spuren mit meinem richtigen Namen zu hinterlassen.
Mit meinen Freunden kann ich
problemlos über Whatsapp kommunizieren – ja, auch wenn es da Verbindungen zu
Facebook gibt usw. Aber damit bin ich trotzdem nicht mit meinen persönlichen
Daten auf Google zu finden. Am liebsten rede ich aber mit Freunden persönlich
statt über das Internet. Etwas mit
echten Menschen zu unternehmen wird heutzutage leider immer seltener.

Das Kontroverse ist wohl, dass
ich einen Internetblog schreibe. Das ist mir durchaus bewusst. Hier habe ich
aber nirgendwo meinen Namen, mein Geburtsdatum oder meine Handynummer
angegeben. Auch nicht meinen Wohnort oder Standort oder Ähnliches. Das macht
für mich einen großen Unterschied. Zudem muss ich mir hier nicht täglich 100
sinnlose Posts durchlesen, die andere „Freunde“ posten und ich muss mich nicht
dabei ärgern.
Ich bin nur noch auf Seiten
angemeldet, auf denen man sich nicht mit anderen befreundet, sondern ihnen
folgt. Deswegen Instagram, deswegen Lookbook und deswegen Bloglovin. Hier kann
ich den Personen folgen, die ich wirklich mag und die mich interessieren. Hier
gibt es keine nervigen Posts und Updates über den Gang zur Toilette. Hier sehe
ich den Inhalt, den ich mir selbst ausgesucht habe. Und das ist für mich etwas
angenehmes, was meinen Alltag bereichert.
Zudem finde ich, dass es in
Facebook sehr um Konkurrenz geht. Neid und Eifersucht sind hier ganz große
Schlagwörter. Jeder möchte die meisten Likes unter seinem neuesten Profilbild
haben und wenn die beste Freundin plötzlich mehr Likes bekommen hat, muss man
direkt eifersüchtig sein (zumindest meinen das manche). Es geht in Facebook sehr um soziale Anerkennung. Jeder möchte am schönsten und am
beliebtesten sein und 300 Likes unter seinen Bildern haben. Aber ihr scheint
vergessen zu haben, dass es auf Facebook auch Grenzen gibt! Mehr als 5000 Freunde
könnt ihr nicht adden. Irgendwann ist die Obergrenze also erreicht.
Abgesehen davon weiß ich von
vielen Leuten, dass sie Facebook aus Gründen des Stalkens haben. Jeder wird zum
Stalker und verbringt viel Zeit damit, Informationen über andere
herauszufinden. Man schaut sich begeistert die gephotoshoppten Bilder von
irgendwelchen arroganten Ziegen an, um anschließend mit der Läster-Schwester
darüber herziehen zu können. Na das ist mal eine sinnvolle
Freizeitbeschäftigung. Das spare ich mir lieber.

Ich habe meinen Blog NICHT aus
Gründen der sozialen Anerkennung eingerichtet. Ich habe
diesen Blog gegründet, weil ich das bereits machen wollte seit ich 16 bin, aber
mich vorher nie getraut habe. Ich wusste nie genau worüber ich schreiben sollte
und war immer zu unsicher, weil ich Angst hatte, was andere Leute über mich
denken würden. Ob sie über mich lästern und sich lustig machen würden. Heute
ist mir das egal, deswegen habe ich diesen Schritt nun gewagt. Mit 16 war ich
bereits begeisterte Myspace-Nutzerin, habe mir HTML selbst angeeignet und mit
Freude und Begeisterung ein eigenes Design für meine Seite kreiert. Das war im
Grunde die Vorstufe eines eigenen Blogs. Leider war Myspace aber nach ein paar
Jahren „out“, dank Facebook.
Meinen Blog habe ich deswegen
eingerichtet, weil ich meine Meinungen und Stories mit der Welt teilen möchte.
So etwas würde ich niemals auf Facebook tun. Ich liebe es, mit Bildern
Geschichten zu erzählen und mein Innenleben auszudrücken. Ich bin mir durchaus
bewusst, dass ich mich dadurch angreifbar mache – das WILL ich sogar! Früher
habe ich es um jeden Preis gemieden, mich angreifbar zu machen. Heute will ich niemandem
mehr eine Illusion eines perfekten Mädchens ohne Ecken und Kanten oder
irgendwelche Macken und Schwächen vorspielen. Ich will, dass ihr alle seht,
dass ich nicht perfekt bin, dass ich oft anecke im Leben und viele Macken habe,
die mich in einem weniger guten Licht dastehen lassen. Und warum sollte das
jemand ernsthaft wollen? Weil ich das hier wie gesagt nicht aus Gründen der
Anerkennung mache. Ich bin genau die Person, die ihr auf meinen Fotos seht und
in meinem Kopf tummeln sich genau die Gedanken, die ihr in meinen Texten lest.
Das bin 100% ich – in meiner gesamten Unvollkommenheit, ohne irgendjemandem
etwas vorzuspielen. Alle Fehler und Macken und eigenartige Gedanken, die ich
habe, gehören zu mir. Ich bin froh damit, weil mich das ausmacht und von
irgendwelchen seelenlosen „perfekten Puppen“ unterscheidet, die im Internet nur
das Beste von sich preisgeben, nur ihre Schokoladenseite zeigen und jeden Tag
neuen Syber-Müll produzieren – nur um etwas gesagt zu haben.

Mein Blog soll zum Nachdenken
anregen. Er hinterfragt Dinge, die viele einfach hinnehmen, ohne sie kritisch
zu betrachten. Ich möchte euch Freude machen an dem, was mir Freude macht und
euch etwas zeigen, was ihr zuvor vielleicht noch nicht entdeckt habt. Ich
möchte euch die schönen Seiten des Lebens zeigen, auch wenn es ab und an „nur“
um Mode oder Make-Up geht. Aber das sind Dinge, die mir auch Spaß machen und
durch die ich mein Innerstes nach außen hin tragen kann. Diese Dinge lenken
mich auch mal vom ganzen Ernst des Lebens ab.
Dieser Post soll euch zeigen,
dass es sich ohne Facebook tatsächlich besser lebt. Ich war selbst jahrelanger
aktiver Nutzer und nach meiner Abmeldung hat mein Selbstbewusstsein einen
unerwarteten Anstieg erlebt. Ich habe nicht mehr das Gefühl, mich beweisen zu
müssen vor anderen und aufpassen zu müssen, was ich sage. Nicht jeder, den ich kenne,
wird es automatisch lesen, sondern nur
die Menschen, die es sich selbst ausgesucht haben und bei denen gehe ich davon
aus, dass sie es gerne lesen. Für mich ist es sehr befreiend ohne Facebook zu
leben – vielleicht kann der ein oder andere das bestätigen.